Einreise mit Hindernissen

Nachtrag: Das Boot wird ins Wasser gehoben – die Reise kann beginnen

Flott geht es dahin – allerdings unter Motor.

Fortgeschritten verwahrloster Skipper

Von Little Current aus, wo der letzte Eintrag gesendet wurde, fanden wir einen Ankerplatz in einer kleinen Bucht. Idyllisch, schwimmen in der Bucht, lesen im Cockpit – bis zum Abend, da kamen die Blutsauer und wollten Tribut. Nun hat Magellan natürlich Gelsengitter an den Fenstern, wir alle wissen aber, es ist nicht nur der Stich, es ist auch das Surren. Und nun macht es halt keinen großen Unterschied, ob es über oder unter dem Gelsengitter surrt. Entnervt stürzte ich mich also an Deck uns schloß die Lucke und sperrte einige Gelsen so zwischen Luckendeckel und Gelsengitter ein. Leider fanden ein paar der Mistviecher einen Weg an dem Gitter vorbei und so verbrachten Fritz und ich noch einige Zeit mit dem Fliegenpracker in der Hand im Bettchen.

Sonnenuntergang am Ankerplatz – die Gelsengeschwader heben ab

Am nächsten Tag gingen wir bereits vor Sonnenaufgang weiter und wir verließen unsere Quälgeister, die natürlich noch einmal versuchten zuzuschlagen. Einige Stunden später viel der Anker bei einer großen Bucht, die komplett unbewohnt zu einem Indianerreservat gehört, später am Abend lief dann noch ein Motorboot ein. Hier konnten wir ungestört die Nacht verbringen und wieder hatte ich mir den Wecker gestellt, da wir wieder etwas mehr vor hatten. Um ca. 14:00 Uhr rief ich dann auch die amerikanische Marina auf einer Insel, bei der man offiziell einklarieren kann. Der Liegeplatz war schon einen Tag vorher von mir reserviert worden und so lag Magellan auch rasch vertäut am Steg. Wir starteten die App Roam, mit der wir auch bereits 2019 in die USA einklariert hatten und tippten alles ein. Kurz darauf bekamen wir schon eine Antwort – Einreiseantrag abgelehnt. Also musste ich ans Telefon und sprach mit dem zuständigen Herren vom Zoll und Grenzschutz. Wir brauchten ein Dokument, ein sogenanntes I94, und dieses mussten wir persönlich beantragen. Dies ging aber nur in Sault Ste. Marie. Warum wir dieses Dokument 2019 nicht brauchten konnte er mir nicht erklären. Immerhin haben wir beide ein extra Visum im Pass für Amerika. Also mussten wir den Hafen umgehend verlassen und tuckerten halt wieder zurück auf die canadische Seite und ankerten dort in einer Bucht, die vor Häusern nur so wimmelte. Am nächsten Morgen ging es bei dichtem Nebel und teilweise starkem Regen den St. Marys River hinauf. Der letzte Fluß, welchen wir aufwärts befahren werden. Lake Superior ist ja der oberste See, daher wird es nun die nächsten Jahre wieder immer mit der Strömung die Flüße hinuntergehen und nicht mehr hinauf … was für eine Erleichterung. Um ca. 15:00 Uhr machten wir auf der amerikanischen Seite in einer netten kleinen Marina, direkt neben einen Museumsboot fest und ich meldete mich bei dem Zoll und Grenzschutz. Kurz erklärte ich, dass wir gerade in den USA festgemacht hätten und wir einen Officer an Bord benötigen würden. Erste Frage: Warum verwendet ihr nicht die APP? Manchmal ….

Ca. 20 min später kamen auch 2 Herren an den Steg und nahmen alle Daten für dieses I94 auf. Danach bekamen wir 2 Nummern dafür und dann erfuhren wir, dass nun alles noch einmal in die App eingetragen gehört. Dazu kam die Frage, ob sie es machen sollten oder wir. Also saß ich ein paar Minuten später im Cockpit und startete erneut die App und trug wieder alles ein. Diesmal wurde der Antrag auf Einreise immerhin angenommen :). Kurz darauf gab es eine Videokonferenz, wo man uns noch erklärte, dass wir ein Pickerl kaufen müssten, online, damit wir mit der Magellan in den USA unterwegs sein dürften. Also auch diese Seite noch schnell aufmachen, und gleich einmal Schnappatmung bekommen. Wir müssen eine Postadresse für den Versand angeben, ich klemme mich also sofort wieder an das Telefon und rufe die Dame noch einmal an und frage, ob es den okay sei, diese Plakette zu kaufen und an eine Marina weit voraus zu senden und die Zahlungsbestätigung notfalls vorzuweisen. Kurze Rücksprache, ja passt, wir sollen nur eine Marina wählen, die weiter weg ist, die Zusendung dauert mindestens 2 Wochen. Teuer ist das Ding nicht, gekauft ist es auch recht bald und nun sollte alles Behördliche geregelt sein. Ich halte fest: Wir sind nun bereits 4 mal in die USA eingelaufen, jedesmal waren die Beamten sehr nett, aber es war noch NIE gleich.

Erschöpft verschieben wir alle Pläne auf den nächsten Tag, machen noch einen kurzen Spaziergang durch die Stadt, schauen den großen Schiffen zu, wie sie sich in die Schleusen quälen (vom Cockpit) und lauschen einem Konzert, welcher auf der anderen Seite des Flusses stattfindet (ebenfalls im Cockpit). Danach wird der Fernseher angeworfen und bald liegen wir auch schon in unseren Kojen.

Einkaufen (auch ein amerikanisches Handy mit einem Monat Daten), Friseur (Fritz), Museumsbesuch, Besuch der Hauptstraße – damit ist der nächste Tag ausgefüllt.

Heute am Montag den 17. Juli geht es weiter durch die Schleusen https://de.wikipedia.org/wiki/Soo_Locks und in die sogenannte Whitefishbay. Damit sind war dann offiziell im Lake Superior.

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